Be­tei­li­gung und Kol­la­bo­ra­ti­on bei En­er­gie und Klimaschutzstrategien

Trans­for­ma­ti­on ana­log und di­gi­tal beschleunigen

Zur be­schleu­nig­ten Um­set­zung städ­ti­scher En­er­gie- und Kli­ma­schutz­stra­te­gien braucht es die Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen Ver­wal­tung, ört­li­chen Un­ter­neh­men und der Stadt­ge­sell­schaft. Wie or­ga­ni­siert man so et­was wirkungsvoll?

Im­mer mehr Kom­mu­nen er­stel­len En­er­gie- und Kli­ma­schutz­stra­te­gien und be­schrei­ben dar­in ihre Trans­for­ma­ti­on zu post­fos­si­len Städ­ten und Re­gio­nen. Ver­wal­tungs­stra­te­gien en­den je­doch an den kom­mu­na­len Grund­stücks­gren­zen, wenn sie ohne Ein­be­zie­hung ört­li­cher Un­ter­neh­men, Ver­ei­ne und der Be­woh­ner­schaft ge­dacht wer­den – denn Städ­te sind viel grö­ßer als der di­rek­te Ver­wal­tungs­ein­fluss reicht. Ohne Ko­ope­ra­ti­on mit ört­li­chen Un­ter­neh­men und der Stadt­ge­sell­schaft ist eine ganz­heit­li­che Trans­for­ma­ti­on nicht umsetzbar.

Ko­ope­ra­ti­on mit Nichtverwaltungsakteuren

In jede Kli­ma­schutz­stra­te­gie muss da­her die Ko­ope­ra­ti­on mit Nicht­ver­wal­tungs­ak­teu­ren ein­ge­dacht wer­den. Je brei­ter die Zahl und Viel­falt der Be­tei­lig­ten, umso stär­ker das Wir­kungs­po­ten­zi­al. Ein er­folg­ver­spre­chen­der An­satz ist, En­er­gie- und Kli­ma­schutz­pro­jek­te aus der Stadt­ge­sell­schaft in den Maß­nah­men­ka­ta­log der Kli­ma­schutz­stra­te­gie auf­zu­neh­men. Wich­tig ist da­bei, dass nicht zahl­lo­se dif­fu­se Ideen, son­dern bes­ten­falls aus­ge­ar­bei­te­te Pro­jekt­vor­ha­ben mit um­set­zungs­wil­li­gen Part­nern auf den Tisch kom­men. Aber wie or­ga­ni­siert man um­set­zungs- und pro­jekt­ori­en­tier­te Be­tei­li­gung mög­lichst vie­ler Mit­wir­kungs­wil­li­ger? Wie sti­mu­liert man Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on, da­mit die Ver­wal­tung nicht (un­ge­wollt) zum Fla­schen­hals der Trans­for­ma­ti­on wird, son­dern zum Ermöglicher?

Di­gi­ta­le Pro­jekt­fa­brik: Werk­zeug zur Beteiligungsorganisation

Die Di­gi­ta­le Pro­jekt­fa­brik er­leich­tert die Or­ga­ni­sa­ti­on sol­cher Prozesse:

  1. Die Stadt­ver­wal­tung oder ein kom­mu­na­ler Part­ner stellt mit der Di­gi­ta­len Pro­jekt­fa­brik ei­nen di­gi­ta­len Ko­ope­ra­ti­ons­raum zur Ver­fü­gung, an dem 24/7 orts­un­ab­hän­gig von vie­len Ak­teu­ren gleich­zei­tig Pro­jek­te ge­plant und sicht­bar ge­macht wer­den können.
  2. Be­tei­li­gung wird kon­se­quent auf Pro­jekt­ebe­ne ge­dacht: Stra­te­gie­um­set­zung als Bün­del von Ein­zel­pro­jek­ten. Es geht we­ni­ger dar­um, nur Ideen zu sam­meln oder end­los zu dis­ku­tie­ren, son­dern aus Ideen Pro­jek­te wer­den zu las­sen, de­ren Um­set­zung auf die Stra­te­gie einzahlt.
  3. Un­ter­neh­men und Stadt­ge­sell­schaft wer­den ein­ge­la­den, ei­ge­ne Pro­jekt­vor­ha­ben ein­zu­brin­gen, die sie selbst um­set­zen – viel­leicht mit der Stadt­ver­wal­tung als Part­ner. Statt Pro­jek­te „bei der Ver­wal­tung ab­zu­la­den“ er­öff­net die Ver­wal­tung mit der Pro­jekt­fa­brik ei­nen Raum, in wel­chem Be­tei­lig­te ei­ge­ne Pro­jekt­plä­ne ent­wi­ckeln und die­se dann um­set­zen. Die Pro­jekt­fa­brik be­fä­higt durch pass­ge­naue Fra­gen und bür­ger­leich­te Work­flows. Ent­ste­hen­de Pro­jekt­plä­ne sind als PDF ex­por­tier­bar und kön­nen zu Maß­nah­men­ka­ta­lo­gen ge­bün­delt, bei Fi­nan­zie­rungs­part­nern ein­ge­reicht oder dem Stadt­rat zur Ab­stim­mung vor­ge­legt werden.
  4. Der di­gi­ta­le Pro­jekt­markt­platz sorgt on­line für Trans­pa­renz über Pro­jek­te und die Bil­dung von Pro­jekt­teams. Ak­teu­re mit ähn­li­chen Vor­ha­ben er­fin­den das Rad nicht stän­dig neu, son­dern schlie­ßen sich on­line zu Teams zu­sam­men, um am glei­chen Pro­jekt zu arbeiten.
  5. Die 17 Nach­hal­tig­keits­zie­le (SDGs) und eine the­ma­ti­sche Rah­mung („Kli­ma­schutz-Pro­jek­te für Mus­ter­stadt“) fun­gie­ren als Klam­mer über alle Pro­jek­te. Pro­jekt­plä­ne las­sen sich mit­ein­an­der ver­glei­chen, um jene mit bes­tem Auf­wand-Wir­kung-Ver­hält­nis prio­ri­tär zu be­han­deln. Die Mög­lich­keit, För­der­töp­fe zu in­te­grie­ren kann An­rei­ze zu ei­ner Teil­nah­me und Pro­jekt­um­set­zung setzen.

Die wirk­sa­me Or­ga­ni­sa­ti­on gro­ßer Ko­ope­ra­ti­ons­pro­zes­se ist bis­lang eine Fehl­stel­le in der Um­set­zung kom­mu­na­ler Stra­te­gien. Ganz­heit­li­che Trans­for­ma­ti­on kom­ple­xer Sys­te­me, wie Städ­te und Re­gio­nen sie dar­stel­len, ge­lingt nur, wenn Wis­sen und Fä­hig­kei­ten vie­ler Ak­teu­re ge­zielt ein­ge­bun­den wer­den. Dann al­ler­dings soll­te es mög­lich sein, die Trans­for­ma­ti­on zu be­schleu­ni­gen. Be­schleu­ni­gung ist drin­gend nö­tig an­ge­sichts des spür­ba­ren Kli­ma­wan­dels und der Fra­gi­li­tät des En­er­gie­sys­tems und der an ihm hän­gen­den Sys­te­me der Da­seins­vor­sor­ge (Mo­bi­li­tät, Er­näh­rung, u.a.). Die Di­gi­ta­le Pro­jekt­fa­brik ist das aus den Dresd­ner Zu­kunfts­stadt-Er­fah­run­gen ab­ge­lei­te­te di­gi­ta­le Tool, mit dem sol­che Be­tei­li­gungs­pro­zes­se or­ga­ni­sier­bar werden.

Die­ser Ar­ti­kel wur­de ver­öf­fent­licht im Fach­ma­ga­zin Trans­forming Ci­ties, Aus­ga­be 04/22. Hier fin­det man den Ar­ti­kel im E‑Paper.