Am 11. und 12. April fand die Reallabor-Tagung 2024 in Dresden statt. 300 Teilnehmende, überwiegend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, trafen sich bei sommerlichem Wetter auf Einladung des IÖR und des Reallabor-Netzwerkes im Hygiene-Museum.
Norbert Rost, Geschäftsführer der futureprojects GmbH war eingeladen, beim Auftakt zum zweiten Konferenztag seine Erfahrungen zum Reallabor „Zukunftsstadt Dresden“ sichtbar zu machen. Seitens der Dresdner Stadtverwaltung diskutierte Christiane Wagner, seitens des Reallbor-Netzwerks Oliver Parodi und seitens der Geschäftsstelle Reallabore des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz Kai Hielscher. Dieses von Regina Rhodius moderierte Werkstattgespräch versuchte den Bogen von der Forschung über die Praxis bis hin zur Anpassung der Gesetzeslage an die Notwendigkeit von Experimentierklauseln zu schlagen.
Der Begriff der Reallabore findet seit ca. 15 Jahre intensivere Verbreitung in der Forschungslandschaft. Reallabore werden vor allem eingesetzt, um praktische Erfahrungen zu sammeln und als Hebel zu wirken, um die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit zu gestalten. Kooperation, aber auch Konfrontation sind Basis sowie Wirkung von Transformation. Der Wuppertaler Oberbürgermeister Uwe Schneidewind sagte in seiner Auftraktrede: „Transformation ist kein Kindergeburtstag, es hat mit Auseinandersetzungen und mit Konflikten zu tun“. Reallabore erlauben es, potenzielle Konfliktlinien frühzeitig zu sehen und im Kleinen den Umgang mit ihnen zu erlernen. Laut Schneidewind versuchen solche laborhaften Versuche in der realen Welt „produktive Zukunftsgestaltung mit Machbarkeit verbinden“.
Autoren-Archiv: Linda Kühne
Beteiligung und Kollaboration bei Energie und Klimaschutzstrategien
Transformation analog und digital beschleunigen
Zur beschleunigten Umsetzung städtischer Energie- und Klimaschutzstrategien braucht es die Kooperation zwischen Verwaltung, örtlichen Unternehmen und der Stadtgesellschaft. Wie organisiert man so etwas wirkungsvoll?
Immer mehr Kommunen erstellen Energie- und Klimaschutzstrategien und beschreiben darin ihre Transformation zu postfossilen Städten und Regionen. Verwaltungsstrategien enden jedoch an den kommunalen Grundstücksgrenzen, wenn sie ohne Einbeziehung örtlicher Unternehmen, Vereine und der Bewohnerschaft gedacht werden – denn Städte sind viel größer als der direkte Verwaltungseinfluss reicht. Ohne Kooperation mit örtlichen Unternehmen und der Stadtgesellschaft ist eine ganzheitliche Transformation nicht umsetzbar.
Kooperation mit Nichtverwaltungsakteuren
In jede Klimaschutzstrategie muss daher die Kooperation mit Nichtverwaltungsakteuren eingedacht werden. Je breiter die Zahl und Vielfalt der Beteiligten, umso stärker das Wirkungspotenzial. Ein erfolgversprechender Ansatz ist, Energie- und Klimaschutzprojekte aus der Stadtgesellschaft in den Maßnahmenkatalog der Klimaschutzstrategie aufzunehmen. Wichtig ist dabei, dass nicht zahllose diffuse Ideen, sondern bestenfalls ausgearbeitete Projektvorhaben mit umsetzungswilligen Partnern auf den Tisch kommen. Aber wie organisiert man umsetzungs- und projektorientierte Beteiligung möglichst vieler Mitwirkungswilliger? Wie stimuliert man Selbstorganisation, damit die Verwaltung nicht (ungewollt) zum Flaschenhals der Transformation wird, sondern zum Ermöglicher?
Digitale Projektfabrik: Werkzeug zur Beteiligungsorganisation
Die Digitale Projektfabrik erleichtert die Organisation solcher Prozesse:
- Die Stadtverwaltung oder ein kommunaler Partner stellt mit der Digitalen Projektfabrik einen digitalen Kooperationsraum zur Verfügung, an dem 24/7 ortsunabhängig von vielen Akteuren gleichzeitig Projekte geplant und sichtbar gemacht werden können.
- Beteiligung wird konsequent auf Projektebene gedacht: Strategieumsetzung als Bündel von Einzelprojekten. Es geht weniger darum, nur Ideen zu sammeln oder endlos zu diskutieren, sondern aus Ideen Projekte werden zu lassen, deren Umsetzung auf die Strategie einzahlt.
- Unternehmen und Stadtgesellschaft werden eingeladen, eigene Projektvorhaben einzubringen, die sie selbst umsetzen – vielleicht mit der Stadtverwaltung als Partner. Statt Projekte „bei der Verwaltung abzuladen“ eröffnet die Verwaltung mit der Projektfabrik einen Raum, in welchem Beteiligte eigene Projektpläne entwickeln und diese dann umsetzen. Die Projektfabrik befähigt durch passgenaue Fragen und bürgerleichte Workflows. Entstehende Projektpläne sind als PDF exportierbar und können zu Maßnahmenkatalogen gebündelt, bei Finanzierungspartnern eingereicht oder dem Stadtrat zur Abstimmung vorgelegt werden.
- Der digitale Projektmarktplatz sorgt online für Transparenz über Projekte und die Bildung von Projektteams. Akteure mit ähnlichen Vorhaben erfinden das Rad nicht ständig neu, sondern schließen sich online zu Teams zusammen, um am gleichen Projekt zu arbeiten.
- Die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) und eine thematische Rahmung („Klimaschutz-Projekte für Musterstadt“) fungieren als Klammer über alle Projekte. Projektpläne lassen sich miteinander vergleichen, um jene mit bestem Aufwand-Wirkung-Verhältnis prioritär zu behandeln. Die Möglichkeit, Fördertöpfe zu integrieren kann Anreize zu einer Teilnahme und Projektumsetzung setzen.
Die wirksame Organisation großer Kooperationsprozesse ist bislang eine Fehlstelle in der Umsetzung kommunaler Strategien. Ganzheitliche Transformation komplexer Systeme, wie Städte und Regionen sie darstellen, gelingt nur, wenn Wissen und Fähigkeiten vieler Akteure gezielt eingebunden werden. Dann allerdings sollte es möglich sein, die Transformation zu beschleunigen. Beschleunigung ist dringend nötig angesichts des spürbaren Klimawandels und der Fragilität des Energiesystems und der an ihm hängenden Systeme der Daseinsvorsorge (Mobilität, Ernährung, u.a.). Die Digitale Projektfabrik ist das aus den Dresdner Zukunftsstadt-Erfahrungen abgeleitete digitale Tool, mit dem solche Beteiligungsprozesse organisierbar werden.
Dieser Artikel wurde veröffentlicht im Fachmagazin Transforming Cities, Ausgabe 04/22. Hier findet man den Artikel im E‑Paper.
Innovationsprozesse in der Verwaltung digital organisieren
Die Mitarbeitenden in der Verwaltung und den Unternehmen einer Kommune können die Quelle guter Ideen für die Verwaltungsmodernisierung oder Umsetzung kommunaler Strategien sein. Mit der Digitalen Projektfabrik lassen sich solche Innovationsprozesse einfach organisieren.
Um die eigene Stadt, Gemeinde oder Verwaltung voranzubringen braucht es gute Ideen, engagierte Menschen und einen klugen Plan. Es lohnt, die Mitarbeitenden aufzufordern, sich mit eigenen Vorschlägen einzubringen. Jedoch kann die nichtdigitale Sammlung von Ideen verstopfend wirken: Wenn sich Ideenskizzen als Papierstapel auf dem Schreibtisch eines Mitarbeiters sammeln, gerät der Innovationsprozess bereits ins Stocken. Besser wäre, die Ideengeberinnen könnten eigenständig ihre Ideen weiter ausarbeiten und andere Mitarbeitende könnten sich selbständig zur Mitwirkung bei den Ideengebern melden. Digital lässt sich so etwas 24 Stunden täglich, 7 Tage pro Woche organisieren.
Ideen werden in Sitzungen, Workshops oder am Mittagstisch geboren, doch bis zu ihrer Umsetzung brauchen sie eine Qualifizierung, die letztlich auf eine Planung hinausläuft: Wer muss was bis wann tun? Welche Ressourcen braucht es dafür? Was kostet das? Welches Team setzt sich den Hut auf? Erst wenn Ideen derart unterfüttert sind, kann entschieden werden, welches Vorhaben realisiert werden sollte.
Die Digitale Projektfabrik verbindet all diese Schritte eines Innovationsprozesses auf einer digitalen Plattform:
- Ideensammlung und Sichtbarmachung
- Entwicklung von beurteilbaren, qualifizierten Projektplänen pro Idee: samt Arbeits‑, Kosten- und Zeitplanung
- Teambildung rund um Projektvorhaben
- Export von Projektmappen als PDF zur Weiternutzung oder Bündelung in Maßnahmenkatalogen
- Finanzierungsentscheidung per Partizipationsbudget („participatory budgeting“)
Egal ob Klimaschutzstrategie oder Verwaltungsmodernisierung, ob Quartiersentwicklung oder Digitalisierungskonzept: Ideen sind nötig und Kooperationen sind wichtig – und die Digitale Projektfabrik hilft, solche Prozesse aufwandsarm zu organisieren. In der heutigen Welt gelingen Vorhaben nur im Zusammenspiel verschiedener Akteure. Die passenden Akteure in den richtigen Projekten zusammenzubringen kann kommunale Vorhaben massiv beschleunigen. Daher wäre sogar denkbar, interne Innovationsprozesse für Akteure außerhalb der Verwaltung zu öffnen, und Mitarbeiter aus kommunalen Unternehmen oder sogar die Bürger- und Unternehmerschaft einzubeziehen.
Man stelle sich eine Verwaltung vor, in der ein digitaler Innovations- und Projektplanungsraum dauerhaft verfügbar ist. Wer Vorhaben plant, macht sie transparent, sammelt Teammitglieder und lässt sie mitplanen – und produziert einen fertigen Projektplan für den zugehörigen Maßnahmenkatalog, die Dienstberatung oder die Gemeinderatsvorlage.
Dieser Text wurde veröffentlicht in der Ausgabe 05/22 der Zeitschrift Kommunal Direkt. Hier findet man den Artikel.
Nachhaltigkeitsprozesse in Kommunen anstoßen – Erfahrungen aus Görlitz
Workshop und Diskussion mit Norbert Rost, Janet Conrad und Anna Olbrich
Eine Vorstellung, wie eine nachhaltige Zukunft unserer Städte aussehen kann, müssen wir schon selbst entwickeln. Allein kommen wir aber nicht weiter: Für gelingende Transformationsprozesse braucht es gleichberechtigte Partnerschaften zwischen Zivilgesellschaft und Stadtverwaltung. Norbert Rost, ehemaliger Leiter der „Zukunftsstadt Dresden“, und der Arbeitskreis „Görlitz nachhaltig“ haben frische Visionen für ein nachhaltiges Görlitz gesammelt. Im Workshop werden diese vorgestellt und mit den Teilnehmenden diskutiert, wie die praktische Zusammenarbeit zwischen Kommune und Engagierten nun gelingen kann und sich das Kooperationspotenzial nutzen lässt.
Bilder: ©Jörg Gläscher, Thünen-Institut für Regionalentwicklung
Sachsen Fernsehen über Nachhaltigkeits-Kaffeeklatsch des Zukunftsstadtprojektes und der TU Dresden
Das Zukunftstadtprojekt der Landeshauptstadt Dresden wird seit Beginn an wissenschaftlich durch die TU Dresden begleitet. Nun wurde zum Nachhaltigkeitskaffeeklatsch eingeladen um sich weiter zu vernetzen und die digitale Projektfabrik sowie den WerkStadtKoffer des Projekts vorzustellen.
Weiter zum Beitrag des Sachsen Fernsehen.
Bekanntgabe der Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Dresden
Zur Eröffnung des Bürgerlabors im Dresdner Rathaus erklärten die Dresdner Stadtverwaltung und die futureprojects GmbH ihre Zusammenarbeit bei der Erprobung einer Bürgerprojekte-Software. Die Digitale Projektfabrik der futureprojects GmbH soll auf die Erfordernisse des Zukunftsstadt-Projekts angepasst werden und sowohl die Unterstützung der Beantragung von Zukunftsstadt-Fördermitteln als auch den Austausch zwischen bürgerschaftlichen Projektteams und Mitarbeitenden der Stadtverwaltung erleichtern. Norbert Rost, Geschäftsführer der futureprojects GmbH, erläuterte die Motivation zur Entwicklung der Digitalen Projektfabrik: Skalierbare Bürgerbeteiligung ermöglichen und Zukunftsstadt-ähnliche Beteiligungsprozesse in anderen Städten ermöglichen.
Gesamter Live-Mitschnitt der Veranstaltung (Digitale Projektfabrik ab Minute 15:37)
Ohne Bürgerbeteiligung kein (ausreichender) Klimaschutz!
Angesichts der von FridaysForFuture und den ScientistsForFuture organisierten PublicClimateSchool fordert Norbert Rost, Geschäftsführer der futureprojects GmbH, mehr Bürgerbeteiligung in den Kommunen.
„Die Transformation hin zu klimaneutralen Städten ist ohne Einbindung der Stadtgesellschaft nicht möglich. Die Kommunen müssen daher angemessene Beteiligungsprozesse entwerfen“ sagt Rost und fordert Unterstützung von Bund und Ländern. Er verweist auf das enorme Potenzial, dass eine Kooperation zwischen Bürgerschaft, Unternehmerschaft und Stadtverwaltung hätte. „1,8 Millionen Menschen waren 2019 bei den FridaysForFuture-Demonstrationen auf der Straße – man stelle sich vor, deren Motivation ließe sich für Stadtwandel-Projekte einbeziehen“ begründet der Wirtschaftsinformatiker.
Hintergrund der Forderung ist, dass jede Stadtverwaltung direkt nur die CO2-Emissionen beeinflussen kann, die auf ihren eigenen Grundstücken passiert. Das sind selten mehr als 40% der Emissionen im Stadtgebiet. Der Großteil der Emissionen passiert in Unternehmen, in Privathaushalten oder auch in der Mobilität – und für diese brauchen Kommunen die Mitwirkung der ganzen Stadtgesellschaft. Rost begrüßt, dass Klimaschutzkonzepte inzwischen fast zum Standard kommunaler Strategien gehören, er bemängelt aber das Silo-Denken bei deren Umsetzung. Verwaltungen müssen gezielt Kooperationen anbahnen und dafür aktiv angemessene juristische, analoge und digitale Räume bereitstellen.
Norbert Rost leitete von 2015–2018 die Zukunftsstadt-Dresden, in der BMBF-gefördert Bürgerbeteiligungsprozesse zur Entwicklung der nachhaltigen Zukunftsstadt erprobt wurden. Er warnte seit 2007 vor der großen Öl- und Gas-Abhängigkeit von Russland und leakte die Peak-Oil-Bundeswehr-Studie. Heute befasst er sich mit kommunaler Transformation und Bürgerbeteiligung. Aus seinen Zukunftsstadt-Erfahrungen wurde die Digitale Projektfabrik als Werkzeug zur Bürgerbeteiligung entwickelt. Für deren Einsatz werden Partner in Kommunen und Beratungsagenturen gesucht.
Mehr Informationen: www.projektfabrik.info/klimaschutz
Produktpräsentation
Für die Erreichung der hohen stadtstrategischen Ziele braucht es die Bürger- und Unternehmerschaft als starken Verbündeten. Genau so wollen auch wir als junges Startup-Unternehmen für die Erreichung unserer Ziele Verbündete gewinnen, die an uns und das was wir tun glauben. Was genau ist die Projektfabrik? Was wollen wir mit der Plattform erreichen? Und wo stehen wir aktuell in der Umsetzung unserer Vision? Auf unserer Produktpräsentation am 9. Mai 2022 wollten wir unser Publikum mit auf die Reise nehmen.
So kamen im wunderschönen ImpactHub viele Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen ins Gespräch über die Projektfabrik und konnten ihre Ideen und Impulse mit einbringen.
Wir möchten uns bei allen Beteiligten nochmal ganz herzlich bedanken. Es war eine inspirierende Atmosphäre, die hier entstanden ist und die uns wieder ein ganzes Stück weiter trägt.